Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors

Der klassische Verbrennungsmotor wird die automobile Welt noch mindestens zwei bis drei Jahrzehnte begleiten. [1] Gleich ob Ottomotor, Dieselmotor, Hybrid oder Range-Extender, die kontinuierliche Verbesserung des Verbrennungsmotors ist von großer Bedeutung für unsere Umwelt.
Im Folgenden wird auf die umweltrelevanten Weiterentwicklungen von Otto- und Dieselmotor eingegangen. Im Fokus stehen dabei Maßnahmen zur Verbrauchs- und Emissionsreduktion. In Ergänzung zur Optimierung des Motors ist ein gesamtheitliches Effizienzkonzept  anzustreben, welches sich wie folgt zusammensetzt [2]:
  • Motor
  • Getriebe
  • Nebenaggregate
  • Energiemanagement
  • Fahrwiderstand
  • Assistenzsysteme
Neben der Ausschöpfung der Potenziale des Motors ist die Abgasnachbehandlung in Abstimmung mit den motorischen Maßnahmen als Einheit zu optimieren. [3]
An dieser Stelle nicht näher behandelt, dienen im Besonderen folgende Abgasnachbehandlungsysteme der Emissionsreduktion. Weiterführende Informationen finden sie auf den entsprechenden Seiten dieser Homepage. [4], [5]
  • Oxidationskatalysator (Dieselmotor) bzw. Dreiwege-Katalysator (Ottomotor)
  • Partikelfilter
  • NOx-Speicherkatalysator
  • SCR-Katalysator
Informationen zu den sowohl verbrauchs- als auch emissionsrelevanten Biokraftstoffen finden sich ebenfalls auf den entsprechenden Seiten dieser Homepage.

Abbildung 1 gibt nun einen Überblick der motorischen Maßnahmen zur Verbrauchs- und Emissionsreduktion.

Downsizing ist ein Konzept, welches sowohl beim Otto- als auch beim Dieselmotoren Anwendung findet. Hierbei wird der Hubraum des Motors verringert und die geforderten Motoreigenschaften (Leistung, Drehmoment, …) beispielsweise mittels Turboaufladung gewährleistet.

Abhängig davon, ob es sich um einen Otto- oder Dieselmotor handelt, werden unterschiedliche Brennverfahren in modernen Motoren eingesetzt.

Die Reduktion von Reibung und Gewicht ist bei Otto- und Dieselmotoren gleichermaßen von Bedeutung.

Auch die Optimierung des Thermo- und Luftmanagements ist für beide Motorentechnologien relevant, wenngleich sich die Umsetzung unterschiedlich gestaltet.

Motorische Maßnahmen

Abbildung 1 : Motorische Maßnahmen zur Verbrauchs- und Emissionsreduktion [4]

 
WEITERENTWICKLUNG DES OTTOMOTORS (klicken für mehr/weniger Informationen)

Der Ottomotor hat heute die geringsten Schadstoff-Emissionen. Nachteilig ist jedoch sein ungünstiger Teillast-Wirkungsgrad und der damit verbundene höhere spezifische Verbrauch.

Primär wird, wie in [6] ausgeführt, die Entwicklung bei Ottomotoren zu folgenden Lösungen gelenkt:

  • Direkteinspritzung mit homogener Gemischbildung und Hochaufladung
  • Direkteinspritzung mit geschichteter Gemischbildung und damit möglichem Magerbetrieb. Dabei steht dem Vorteil der Verbrauchsreduktion eine aufwändige NOx-Abgasnachbehandlung entgegen.

Auch neue Zündsysteme sind in Entwicklung. Die Laserzündung beispielsweise erlaubt ein verlässliches Zünden bei freier Wahl des Zündortes – angewendet bei Konzepten mit starker Gemisch-Abmagerung oder hoher Abgasrückführrate.

Homogene Brennverfahren (HCCI) weisen noch weiter in die Zukunft. Durch die Verdichtung des Kraftstoff-/Luftgemisches bis zur Selbstzündtemperatur ergibt sich eine Raumzündung ohne Zündkerze. Damit sind deutliche Verbrauchsreduktionen durch extremen Magerbetrieb erzielbar. Der Einsatz ist jedoch nur für niedrige Lastzustände geeignet. Im Volllastbereich wird zusätzlich eine Zündkerze benötigt.
Die Verbesserungspotenziale des heutigen Ottomotors werden in Abbildung 2 zusammengefasst.

Technologieplattformen
Abbildung 2: Technologieplattformen zur Umsetzung am Ottomotor [5], [6]

Das in Abbildung 3 dargestellte Beispiel aus [7] zeigt die Potenziale zur Verbrauchsreduktion für einzelne Entwicklungsschritte auf.

Die Basisversion beschreibt einen 2-Liter, 4-Zylinder-Ottomotor mit Saugrohreinspritzung, Abgasgesetzgebungsstufe Euro 5, 1.400 kg Fahrzeugmasse, einer Leistung von 100 kW und einem Drehmoment von 200 Nm.

In Variante 1 wurden folgende Maßnahmen umgesetzt

  • Direkteinspritzung
  • Downsizing (auf 1,4 Liter; 200 Nm)
  • Start/Stopp
  • Thermomanagement
  • Turboaufladung

Dies führt zu einem Verbrauchsreduktionspotential von 22%.

In Variante 2 werden durch untenstehende Maßnahmen weitere 7%-Punkte Verbrauchsreduktion ausgewiesen.

  • Downsizing (von 4 auf 3 Zylinder; 1,1 Liter; 204 Nm)
  • Variabler Ventilhub

Weitere 10% Verbrauchsverbesserung sind in Variante 3 durch eine Hybridisierung des Antriebsstranges zu erwarten.

  • Hybrid (inkl. Automatikgetriebe; 204 + 140 Nm)
  • Batterie mit 1kWh
  • Elektromotor mit 25kW
Verbrauchsreduktion

Abbildung 3 : Potenzial zur Verbrauchsreduktion bei Ottomotoren [7]

 
WEITERENTWICKLUNG DES DIESELMOTORS (klicken für mehr/weniger Informationen)

Hohe Effizienz und damit geringster Verbrauch bei hohem Drehmoment durch Aufladung begründen den derzeitigen Erfolg des Dieselmotors. Die Vermeidung seiner Nachteile, wie die aufwändige NOx-Nachbehandlung und die hohen Kosten, sind dieHAptentwicklungsziele der Zukunft.

Entwicklung bei Dieselmotoren:

  • Innermotorische Optimierungen im Brennverfahren (variabler Drall etc.),
  • Verbesserte Einspritzung: mehr und exaktere Einspritzimpulse durch Piezotechnik, höhere Drücke u.a.m.,
  • Homogene Brennverfahren (HCCI): Wurde bereits beim Ottomotor genannt und ist speziell beim Dieselmotor für die NOx-Absenkung und Partikelvermeidung von besonderem Interesse; allerdings auch hier nur für den Teillastbetrieb einsetzbar.

[6]

In Abbildung 4 werden technologische Ansätze zur Optimierung des Dieselmotors angeführt.

Technologieplattformen

Abbildung 4: Technologieplattformen zur Umsetzung am Dieselmotor [5], [6], [8]

Das aus [7] entnommene Umsetzungsbeispiel zeigt für den untersuchten Dieselmotor analog zum betrachteten Ottomotor ein Verbrauchsreduktionspotential von ca. 30%.

Die einzelnen Entwicklungsschritte und Potentiale werden in Abbildung 5 dargestellt.

Die Basisversion beschreibt einen 2-Liter, 4-Zylinder Dieselmotor mit Common Rail Direkteinspritzung, Turboaufladung, Abgasgesetzgebungsstufe Euro 5 und einem Drehmoment von 340 Nm.

In Variante 1 führen folgende Maßnahmen zu einer Verbrauchsreduktion von 22%.

  • Verbrennungsoptimierung
  • Start/Stopp
  • Thermomanagement
  • Downsizing (1,6 Liter; 340 Nm)

Variante 2 beschreibt eine außermotorische Maßnahme. Diese ermöglicht über weitere Verbrennungsoptimierungen eine ergänzende Verbrauchsreduktion um 6%.

  • NOx-Abgasnachbehandlungssystem

In Variante 3 erfolgt eine weitere Verbrauchsreduktion um 5% durch

  • Downsizing (von 4 auf 3 Zylinder; 1,2 Liter; 290 Nm)

Variante 4 beschreibt mittels Hybridisierung ein zusätzliches Verbrauchsreduktionspotential von 7%.

  • Hybrid (inkl. Automatikgetriebe; 290 + 140 Nm)
  • Batterie mit 1kWh
  • Elektromotor mit 25kW
Verbrauchsreduktion

Abbildung 5 : Potential zur Verbrauchsreduktion bei Dieselmotoren [7]

Ein Beispiel der Umsetzung zahlreicher angeführter Maßnahmen werden in Abbildung 6 dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, wie Drehmoment und Leistung kontinuierlich bei sinkendem Kraftstoffverbrauch steigen.

Entwicklung Dieselmotoren

Abbildung 6: Entwicklung der Dieselmotoren bei Mercedes-Benz [1]

Aufgrund der aufgezeigten Verbesserungsmöglichkeiten kann davon ausgegangen werden, dass der Verbrennungsmotor unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen das führende Antriebskonzept für die Zukunft bleiben wird.

 
LITERATURVERZEICHNIS (klicken für mehr/weniger Informationen)

[1] Mikulic, L.: Antriebstechnologie zur nachhaltigen Mobilität bei Mercedes-Benz. Tagungsband zum 30. Internationalen Wiener Motorensymposium. Düsseldorf: VDI-Verlag GmbH, 2009. VDI Fortschritt-Berichte Band 697.
[2] Stadler, R.: Souveräne Effizienz - wegweisende Antriebskonzepte für die Spitze im Premium-Automobilbau. Tagungsband zum 31. Internationalen Wiener Motorensymposium. Düsseldorf: VDI-Verlag GmbH, 2010. VDI Fortschritt-Berichte Band 716.
[3] Heil, B.: Der Dieselmotor im Nutzfahrzeug - Perspektiven und Herausforderungen. 7. Dresdner Motorenkolloquium. Dresden: Forschungsinstitut Fahrzeugtechnik der HTW Dresden, 2007.
[4] Rudolph, F.: Herausforderungen an den Dieselmotor im Spannungsfeld Verbrauch, CO2 und Emissionsanforderungen. 8. Dresdner Motorenkolloquium. Dresden: Forschungsinstitut Fahrzeugtechnik der HTW Dresden, 2009.
[5] Mikulic, L.: Powertrain im Wandel. MTZ-Konferenz "Ladungswechsel im Verbrennungsmotor". Stuttgart: ATZlive und MTZ-Motortechnische Zeitschrift, 2008.
[6] Geringer, B.: Biokraftstoffe in der Fahrzeuganwendung. Ländlicher Raum. Wien: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, 2008. Online-Fachzeitschrift.
[7] Bohr, B.: Antriebsstrangvielfalt und Elektrifizierung: Herausforderungen und Chancen für die Automobilindustrie. Tagungsband zum 31. Internationalen Wiener Motorensymposium. Düsseldorf: VDI-Verlag GmbH, 2010. VDI Fortschritt-Berichte Band 716.
[8] Stephens, T.: GM’s Advanced Propulsion Technology Strategy - Lösungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen und zur Nutzung von vielfältigen Energiequellen. Tagungsband zum 29. Internationalen Wiener Motorensymposium. Düsseldorf: VDI-Verlag GmbH, 2008. VDI Fortschritt-Berichte Band 672.

 
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